Um den Teufelskreis aus „keine Arbeit - keine Wohnung - keinen Pass - keine Arbeit“ zu durchbrechen, zeigte der Schuster Wilhelm Voigt mit seiner „Köpenickiade“ auf charmante, beinahe humoristische Weise, dass sinnfreie Gehorsamkeit keine gute Grundlage für unser Zusammenleben ist. Im Stück ist es Marie, Wilhelms Schwester, die die Geschichte erzählt. Sie berichtet von ihrer Kindheit, vom Vater, den der Krieg gebrochen zurückließ, von ihrer Mutter, die macht- und hilflos war und von ihrem geliebten Bruder Wilhelm. Die Schwere der Themen wird in der Inszenierung geschickt aufgebrochen, indem sich Musik, Choreographie, Bühnen- und Kostümbild immer wieder gegenseitig herausfordern. Sie erzeugen dabei absurde und komische Momente. Leichtigkeit und Lächerlichkeit liegen in vielen Elementen der Inszenierung nah beieinander. Doch was heißt das nun? Ist das Schicksal von Wilhelm Voigt lustig oder tragisch? Weiß man am Ende, ob der falsche Hauptmann von Köpenick, gespielt von Marcus Braun, ein guter oder ein schlechter Mensch ist?